Schulklassengrösse in der Schweiz und in China

Am 20 November wird im Kanton Zürich über die kantonale Initiative «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)» abgestimmt. Sie wurde im September 2012 eingereicht und verlangt,  dass die Klassengrösse auf allen Stufen der Volksschule höchstens 20 Schülerinnen und Schüler beträgt.

Gemäss Tages Anzeiger vom 23.08.2013 lag die durchschnittliche Klassengrösse im Kanton Zürich im Schuljahr 2011/12 bei 19 Kindern im Kindergarten, bei 20,8 in der Primarschule und bei 18,7 in der Sekundarschule.

Letzte Woche habe ich mit dem Leiter der Mittelstufe einer chinesischen Schule zu Abend gegessen. Er zählte einige Fakten über seine Schule auf:

– 1300 Mittelstufenschüler in insgesamt 16 Klassen
– die kleinste Klasse: 72 Schüler
– die grösste Klasse: 106 Schüler

Mit anderen Worten: Die Schulklassen in China sind bis zu vier Mal grösser als in der Schweiz!

Ist es nun so, dass die chinesischen Kinder in der Schule schlechter ausgebildet werden? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, weil in den beiden Schulsystemen nicht die gleichen Fähigkeiten gefördert werden und nicht das selbe Wissen vermittelt wird.

Dass schweizer Kinder im Durschnitt kreativer sind und dass sie zum Beispiel im lateralen Denken den chinesischen Kindern überlegen sind, glaube ich sofort. Dass sie ihnen aber trotz der viel kleineren Klassengrösse weder in Mathematik und Naturkunde, noch beim Lesen das Wasser reichen können, zeigen die PISA-Studien Mal für Mal. In allen drei Kategorien, die in den PISA-Studien untersucht werden, schneiden die chinesischen Kinder sehr viel besser ab als die schweizerischen. Dass das an der Klassengrösse – oder dem anverwandten Thema des Lehrerstresses – liegt, wage ich sehr zu bezweifeln.