Nachgeahmte Produkte 1: Smartphones und Tablets

 

Dass in China fast alles kopiert wird,  was es zu kopieren gibt,  ist nichts neues. Dass aber teilweise nicht nur die Produkte selbst, sondern das komplette “Brand-Erlebnis” imitiert wird, erstaunt schon etwas. Die Unverfrorenheit und der Erfolg einiger Nachahmer lassen aufhorchen. Die chinesische Firma Xiaomi ist ein sehr gutes Beispiel. Xiaomi kopiert nicht nur alle Apple Produkte, sondern auch Apples Image, Marketingstrategien und vieles mehr. Xiaomis CEO Lei Jun kleidet sich sogar wie Steve Jobs. Die totale Absenz jeglicher Kreativität und eigener Ideen ist eine Schande.

Trotzdem, oder vielleicht gerade darum, ist Xiaomi sehr erfolgreich in China. Die Firma hat ihren Marktanteil in China innerhalb von 18 Monaten von 5% auf 14% gesteigert und liegt nun vor Samsung (12%), Lenovo (12%) und Yulong (11%).

Xiaomis Erfolgsrezept ist einfach:

  1. Kopieren was das Zeug hält
  2. Vertrieb fast ausschliesslich über das Internet, das spart Kosten
  3. Verkaufspreise die 50 – 60% unter dem Preis von Apple liegen

 

Skifahren im Norden von China

In Nordosten von China gibt es einige kleine Skigebiete. Das älteste und wohl bekannteste ist Yabuli. Yabuli ist auch das grösste, wobei die Grössenordnungen natürlich nicht denen der Alpen entsprechen. Die Höhendifferenz zwischen der Yabuli Berg- und Talstation ist etwa 800 Meter, und es gibt fünf kleine Lifte und Kabinenbahnen.

Ich war eben in Changbaishan, dem neuesten der Skigebiete in China. Erwähnenswert sind:

+ Alles ist brandneu und importiert. Die Kabinenbahn wurde von der französischen Firma Puma gebaut.

+ Die Skiausrüstungen, die man mieten kann, sind von guter Qualität und ebenfalls fast neu.

+ Changbaishan ist sehr schneesicher und die Pisten sind gut präpariert. Die Skisaison erstreckt sich von November bis April.

+ Das Gebiet ist gut erschlossen und ist einfach zu erreichen. Der Flughafen ist etwa 10 km entfernt. Es gibt sehr viele Hotels, von denen man die Talstation der Kabinenbahn bequem zu Fuss erreichen kann.

– Die Temperaturen liegen sehr tief. Das Quecksilber steigt während Monaten nie über den Gefrierpunkt und Temperaturen zwischen – 10 Grad und – 30 Grad sind die Regel.

– Das Gebiet ist sehr, sehr klein. Die Höhendifferenz zwischen der Berg- und Talstation ist bescheidene 350 Meter.

Hier ist ein Pistenplan von Changbaishan.

Changbaishan Pistenplan

Changbaishan Pistenplan

Falls man in China wohnt, dann ist Changbaishan für einen Kurzurlaub von ein, zwei, oder drei Tagen empfehlenswert. Eine sehr lange Anreise würde ich nicht in Kauf nehmen. Da würde ich dann eher Korea – oder noch besser: Japan – bevorzugen.

 

Das Utopia der Studenten

Die Demonstrationen in Hong Kong unterscheiden sich sehr von denen, die wir in der westlichen Welt von Zeit zu Zeit erleben.

Stattdessen herrschen Sauberkeit, Ordnung und Freundlichkeit. Die Zelte sind in Reih und Glied aufgebaut, Studenten verteilen gratis Mineralwasser, helfen einander beim überklettern der Barrikaden und selbstgebastelte Wegweiser führen zum nächsten Erste Hilfe-Zelt. Sogar der Müll wird getrennt – Altpapier und PET-Flaschen werden gesondert gesammelt. Es gibt sogar eine kleine Bibliothek und ein grosses Zelt, in dem die Studenten ihre Hausaufgaben machen.

Die Proteste gehen nun in ihre zehnte Woche und ihr Rückhalt in der Bevölkerung schwindet zusehends. Eine der drei Protestzonen – die in Mongkok – wurde mittlerweile von der Polizei aufgrund eines gerichtlichen Beschlusses geräumt, nachdem ein Minibus- und ein Taxiunternehmen geklagt hatten. Der Widerstand der Studenten hielt sich sehr in Grenzen. Sie zogen sich in die bei Weitem grösste Protestzone im Stadtteil Admiralty zurück. Die Räumung dieses Reduits, sofern es denn dazu kommen sollte, wird wohl viel erbitterteren Widerstand erfahren.

 

 

 

 

 

Korruption 1

Eben wurde in Peking wieder einmal ein bedeutender Fall von Korruption bekannt gemacht. Ein Regierungsfunktionär hat anscheinend bei sich zu Hause kubikmeterweise (!) Geld und kistenweise Gold gebunkert. Wenn man die Geldbündel, die auf dem Photo zu sehen sind, zählt, dann kommt man auf umgerechnet etwa 15 Millionen CHF, plus das Gold.

Und das, bei einem offiziellen Einkommen von vielleicht 2500 CHF pro Monat.

 

 

Zensurwahn 1

Diese Woche fand das APEC (Asia Pacific Economic Forum) Treffen in Peking statt. Ein Teil der Festivitäten fand unter freiem Himmel statt. Die Sitzordnung war so arrangiert, dass Peng Li Yuan, die Frau des chinesischen Präsidenten Xi Jin Ping, neben Vladimir Putin sass. Anscheinend war die Temperatur am frühen Abend etwas kühl, jedenfalls wurde von vielen Kameras festgehalten, wie Vladimir Putin sich plötzlich erhob und Xi Jin Pings Frau eine Decke um die Schultern legte. Die Fotos dieser galanten Geste Putins verbreiteten sich in Windeseile über Weixin, dem chinesischen Pendent zu Twitter, oftmals begleitet von einem wohlwollenden Kommentar.

Nach einigen Stunden jedoch waren fast alle Einträge nicht mehr zu finden. Sie waren dem chinesischen Zensurwahn zum Opfer gefallen. Warum wohl? Warum darf das chinesische Volk diese Fotos (nicht mehr) sehen? Der Grund liegt mit höchster Wahrscheinlichkeit darin, dass Frau Peng zwischen Putin und ihrem Mann, Präsident Xi Jin Ping, sass und es der Zensurbehörde wohl missfiel, dass Putin sich um Frau Pengs Wohlbefinden kümmerte, während ihr Mann sich mit Barack Obama unterhielt. In der chinesischen Presse werden hohe Regierungsmitglieder immer als perfekt und unfehlbar dargestellt. Deshalb darf nicht gezeigt werden, dass jemand anderer – Putin in diesem Fall – hilfsbereiter oder galanter sein könnte.

 

Vladimir Putin legt Frau Peng Li Yuan eine  warme Decke um die Schultern, während sich ihr Mann, Präsident Xi Jin Ping (2. von links), mit Barack Obama unterhält. Der Mann mit Brille und der, der Xi ins Ohr flüstert, sind die Übersetzer.

Vladimir Putin legt Frau Peng Li Yuan eine warme Decke um die Schultern, während sich ihr Mann, Präsident Xi Jin Ping (2. von links), mit Barack Obama unterhält. Der Mann mit Brille und der, der Xi ins Ohr flüstert, sind die Übersetzer.

 

 

Schulklassengrösse in der Schweiz und in China

Am 20 November wird im Kanton Zürich über die kantonale Initiative «Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen (Klassengrössen-Initiative)» abgestimmt. Sie wurde im September 2012 eingereicht und verlangt,  dass die Klassengrösse auf allen Stufen der Volksschule höchstens 20 Schülerinnen und Schüler beträgt.

Gemäss Tages Anzeiger vom 23.08.2013 lag die durchschnittliche Klassengrösse im Kanton Zürich im Schuljahr 2011/12 bei 19 Kindern im Kindergarten, bei 20,8 in der Primarschule und bei 18,7 in der Sekundarschule.

Letzte Woche habe ich mit dem Leiter der Mittelstufe einer chinesischen Schule zu Abend gegessen. Er zählte einige Fakten über seine Schule auf:

– 1300 Mittelstufenschüler in insgesamt 16 Klassen
– die kleinste Klasse: 72 Schüler
– die grösste Klasse: 106 Schüler

Mit anderen Worten: Die Schulklassen in China sind bis zu vier Mal grösser als in der Schweiz!

Ist es nun so, dass die chinesischen Kinder in der Schule schlechter ausgebildet werden? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, weil in den beiden Schulsystemen nicht die gleichen Fähigkeiten gefördert werden und nicht das selbe Wissen vermittelt wird.

Dass schweizer Kinder im Durschnitt kreativer sind und dass sie zum Beispiel im lateralen Denken den chinesischen Kindern überlegen sind, glaube ich sofort. Dass sie ihnen aber trotz der viel kleineren Klassengrösse weder in Mathematik und Naturkunde, noch beim Lesen das Wasser reichen können, zeigen die PISA-Studien Mal für Mal. In allen drei Kategorien, die in den PISA-Studien untersucht werden, schneiden die chinesischen Kinder sehr viel besser ab als die schweizerischen. Dass das an der Klassengrösse – oder dem anverwandten Thema des Lehrerstresses – liegt, wage ich sehr zu bezweifeln.

Hong Kongs Chief Executive wird wohl nicht abgesetzt

Ich habe mich geirrt. Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Der Selbsterhaltungstrieb der kommunistischen Partei trumpft alles, auch jegliche Vernunft.

Die Zentralregierung in Peking hat nun die Chance verpasst, Hong Kongs unbeliebten Chief Executive wegen Korruption und Steuerhinterziehung abzusetzen. Da er bei einer Firmenübernahme, bei der er Verwaltungsratspräsident war, erwiesenermassen etwa 8 Millionen Franken an rechtlich sehr fragwürdigen Geldern erhalten hat und sie weder deklariert (wozu er als Chief Executive verpflichtet gewesen wäre) noch versteuert hat, wäre es für die Zentralregierung ein Leichtes gewesen, ihn fallenzulassen. Hätten sie das getan, dann wäre der Ruf von Chinas Ministerpräsident Xi Jin Ping als Korruptionsjäger, der auch Korruption in den eigenen Reihen nicht duldet, weiter gefestigt worden. Die Studenten wären auch zufrieden, weil eine ihrer Kernforderungen erfüllt worden wäre.

Hätte Peking den Chief Executive geschasst, dann hätten die Demonstrationen wohl bald geendet und niemand hätte das Gesicht verloren. Es wäre eine ideale Lösung gewesen für ein Problem, das sich, je länger die Demonstrationen dauern, je schwerer friedlich lösen lässt. Nun werden die Demonstrationen wohl noch lange andauern und  die Wahrscheinlichkeit, dass sich Peking sich dazu hinreissen lässt, sie gewaltsam aufzulösen, steigt von Woche zu Woche.

Das alles nur, weil man kein Präzedent setzen wollte. Chinas Führung hat Angst vor einem Flächenbrand. Die Partei fürchtet sich davor, dass ein Regimewechsel in Hong Kong als Folge von Demonstrationen Studenten und die Mittelschicht in China ermutigen könnte, auch aufzubegehren. Sie fürchtet, dass sich die Demonstrationen von 1989 wiederholen würden, die nicht nur in Peking, sondern in vielen grossen Städten Chinas stattfanden. Und sie weiss, dass ihre Legitimität heutzutage mehr in Frage gestellt wird, als das wohl seit der Gründung der Volksrepublik 1949 je der Fall war.

Hong Kongs Chief Executive wird wohl bald zurücktreten

Die Schlinge um C Y Leung zieht sich zu. Da nun durch eine australische Tageszeitung bekannt gemacht wurde, dass C Y Leung, der oberste Regierungschef von Hong Kong, umgerechnet über 6 Mio Franken an illegalen Geldern einer australischen Firma eingesteckt, verheimlicht und notabene natürlich auch nicht versteuert hat, wird er wohl in den nächsten Tagen den Hut nehmen müssen. Die Chinesische Regierung unter Xi Jin Ping wird sich freuen und wird ihn zu diesem Schritt drängen.

Ganz elegant wird sie einen unpopulären Politiker in Hong Kong los ohne das Gesicht zu verlieren und ohne den Studenten Zugeständnisse machen zu müssen. Und obendrein kann Xi Jin Ping sich dann zu Recht brüsten, schon wieder einen korrupten, hochrangigen Politiker in die Wüste geschickt zu haben. Das wirkt abschreckend – nicht nur in Hong Kong sondern vor allem in China, wo es mit der Integrität der Landes- und der Wirtschaftsführer traditionell nicht zum Besten steht.

Sicherheitsvorkehrungen in Schanghai

Zur Zeit findet wieder einmal ein grösserer internationaler Anlass statt in Schanghai. Es ist die “Conference on Interaction and Confidence Building Measures”.

Die Sicherheitsvorkehrungen die getroffen worden sind, erstaunen schon etwas, selbst für China: Der Grossteil aller Staatsbetriebe, die öffentliche Verwaltung und alle Schulen wurden für 1 – 3 Tage geschlossen. Ebenso sind ganze Strassenzüge abgesperrt, Tunnels geschlossen, Buslinien ausser Betrieb und öffentliche Gebäude abgeriegelt. Die Polizei ist omni-präsent und Sicherheitskontrollen – zum Beispiel am Flugplatz – wurden sehr intensiviert.

Das Ganze zeigt wieder einmal dass die chinesische Regierung auf gar keinen Fall auch nur einen minimalen Gesichtsverlust riskieren will und deshalb keine Kosten, Mühen oder Unannehmlichkeiten der Bevölkerung scheut um sicherzustellen, dass alles reibungslos verläuft. Die Chance, dass ein ausländischer Fotograf auch nur einen einzigen Demonstranten vor die Linse kriegt, ist deshalb gleich Null. Schade. Wären solche Anlässe etwas natürlicher und weniger steril, dann würden sie das Land viel sympathischer machen. Hoffentlich besuchen viele Regierungsvertreter ihren eigenen Anlass und hören beim Thema “Confidence Building” auch gut zu.

 

 

Steuererleichterungen

Dass die chinesische Regierung sehr oft mit fiskalen Instrumenten in die Wirtschaft eingreift, ist hinlänglich bekannt. Wenn zum Beispiel eine Industrie oder individuelle Firma erfolgreicher ist als dem Staat lieb ist, dann kann es gut sein, dass man sie mit fiskalen Mitteln in die Schranken weist.

Dass manchmal aber auch Wirtschaftszweigen geholfen wird, die weder dem Staat gehören, noch eine starke Lobby haben und die auch strategisch nicht sehr wichtig sind, , ist weniger bekannt. Ein solcher Fall ist soeben in Schanghai eingetreten: Buchläden, arg gebeutelt durch online-Giganten wie Amazon, wurde die 17%ige Mehrheitssteuer ab sofort bis 2017 erlassen.