Das Utopia der Studenten

Die Demonstrationen in Hong Kong unterscheiden sich sehr von denen, die wir in der westlichen Welt von Zeit zu Zeit erleben.

Stattdessen herrschen Sauberkeit, Ordnung und Freundlichkeit. Die Zelte sind in Reih und Glied aufgebaut, Studenten verteilen gratis Mineralwasser, helfen einander beim überklettern der Barrikaden und selbstgebastelte Wegweiser führen zum nächsten Erste Hilfe-Zelt. Sogar der Müll wird getrennt – Altpapier und PET-Flaschen werden gesondert gesammelt. Es gibt sogar eine kleine Bibliothek und ein grosses Zelt, in dem die Studenten ihre Hausaufgaben machen.

Die Proteste gehen nun in ihre zehnte Woche und ihr Rückhalt in der Bevölkerung schwindet zusehends. Eine der drei Protestzonen – die in Mongkok – wurde mittlerweile von der Polizei aufgrund eines gerichtlichen Beschlusses geräumt, nachdem ein Minibus- und ein Taxiunternehmen geklagt hatten. Der Widerstand der Studenten hielt sich sehr in Grenzen. Sie zogen sich in die bei Weitem grösste Protestzone im Stadtteil Admiralty zurück. Die Räumung dieses Reduits, sofern es denn dazu kommen sollte, wird wohl viel erbitterteren Widerstand erfahren.